Hannes-Detlef Vogel
Dipl. Bühnentanz '76
Es ist 45 Jahre her, dass Sie Ihren Abschluss im Studiengang Bühnentanz (heute BA Tanz) gemacht haben. Welche Aktivitäten haben Sie als Künstler in den letzten Jahren verfolgt?
Mein erstes Engagement erhielt ich von 1976-1979 an der Komischen Oper Berlin bei Tom Schilling. Im Jahr 1979 wechselte ich an das Sächsische Staatstheater Dresden. Seit dieser Zeit führten mich 26 Gastspiele unter anderem nach Finnland; Australien 1980; Syrien 1981; Tunesien; Polen; Jugoslawien; Zypern; Indien 1983; Italien; BRD 1984; Nordkorea-China 1985; Russland; Niederlande; Schweden und nach Kanada. Am 15.02.1985 war ich bei der Wiedereröffnung der Semperoper Dresden mit dem Ballettabend "Brennender Friede " dabei (Musik: Udo Zimmermann, Choreografie: Harald Wandtke). Zudem durfte ich Teil von zahlreichen Fernsehauftritten und Aufzeichnungen sein. Im Jahr 1988 entstanden die ersten choreographischen Arbeiten wie z.B. „Die Spinne“.
Im Jahr 1989 erhielt ich den 2. Preis für die Choreografie „Lieber Frieden“. 1996 entstand die Gruppe TANZZEITLOSE mit den Choreografien (Vergessene Wege, Fabuloso, Hindemidt, Wintergarten und vielen Improabenden, auch auf der Bühne der Semperoper). Am 30.06.2000 war Premiere in der Kleinen Szene mit meiner Choreographischen Arbeit zu Pink Floyd - „The Wall“ für 10 Tänzer des Dresdner Ballettensembles. Im Jahr 2003 habe ich für den Eislaufsport Dresden den „Nussknacker“ choreografiert und Regie geführt sowie 2007 das Eröffnungsprogramm DRESDEN ON ICE für die neue Eissporthalle in Dresden. Das alles entstand neben dem durchgehenden Engagement beim Staatsopern Ballett Dresden, wo ich in vielen Rollen und Partien unter wechselnden Ballettchefs und Intendanten in den klassischen und modernen Choreographien getanzt habe.
Von 2006 bis zum 31.01.2022 übernahm ich die Leitung der Komparserie an der Semperoper Dresden und habe parallel dazu in zahlreichen Charakter- Rollen im Ballett -und Opernrepertoire getanzt.
Wie hat Ihnen die Palucca 日博体育 für Tanz Dresden - und ihr Netzwerk und ihre Gemeinschaft – in Ihrem Weg als professioneller Künstler geholfen?
Das gab es zu meiner Zeit noch nicht. Wir Tänzerinnen und Tänzer, Lehrende sowie Ballettmeisterinnen und Ballettmeister an den Theatern kannten uns alle, wie in einer großen Familie. Mit der ehemals Palucca Schule hatte man national wie international eine der besten Ausbildungen der DDR auf dem Gebiet des professionellen Tanzes erlangt. Ich war damals in der ersten Klasse, die im Jahr 1975 ein Austausch-Seminar mit der Leningrader- heute Sankt Petersburger „Waganowa Ballettakademie“ machte. Wir wurden für Ballettwettbewerbe national und international im klassischen Repertoire vorbereitet. Wir konnten dafür unsere Arbeiten in NKT (Neuer künstlerischen Tanz) mit Palucca vortragen.
Man war immer an der Zusammenarbeit mit Palucca Schülerinnen und Schülern interessiert. So bekam ich im Jahr 1976/77 die Möglichkeit, ein Studium an der Moskauer Ballettschule – MAXY aufzunehmen. Ich war einer von den ersten zwei Tänzern aus der DDR an dieser Ballettschule.
Wenn Sie auf Ihre Zeit an der 日博体育 zurückblicken, was sind einige Ihrer schönsten Erinnerungen?
Es war das Erlebnis des Improvisierens: Gemeinschaftsunterricht aller Klassen von Palucca, samstags und zu den internationalen Sommerkursen, wo sie Tänzerinnen und Tänzer aller Altersgruppen zusammenbrachte. Damit entstand ein Bewegungsbild was die Ausdruckskraft jedes Einzelnen sehr stark herausforderte. Dabei entstand auch bei mir das Gefühl, durch das Dabei sein in der Gemeinschaft des Tanzes angekommen zu sein. Weitere besondere Erinnerungen habe ich an das Fach NKT -Neuer Künstlerischer Tanz-, welches Improvisation, Musikalität, dramaturgischer Ausdruck und choreographische Arbeit beinhaltete. Damit wurde das choreographische Gefühl angeregt und so kamen zahlreiche Choreographinnen und Choreographen zu DDR-Zeiten von der Palucca Schule.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, was würden Sie Ihrem Jüngeren Ich an Ihrem ersten Tag an der Palucca 日博体育 für Tanz Dresden sagen?
Augen auf, Ohren gespitzt und nichts verpassen. Tänzer zu werden als Berufs- und Lebenselixier zu begreifen und dieses in sich mit jedem Tag wachsen zu lassen.
Gibt es einen Ratschlag, den Sie unseren jetzigen Studierenden und neuen Alumni mit auf den Weg als Künstlerin bzw. Künstler geben möchten?
Habt Vertrauen und seid offen, denn ihr seid dort an einem Ort „Der Palucca 日博体育 für Tanz“ und in einer Gemeinschaft angekommen, wo es keine Grenzen gibt. Der Tanz kennt keine Grenzen auf der ganzen Welt, die er nicht überwinden kann, egal in welcher Form. Du bist Botschafter mit dem was du tanzt und wie du tanzt.
Kontakt
E-Mail: hannes.uli.vogel(at)t-online.de